Katha Schulze kommt!
Das war für mehr als 100 Interessierte am Freitagabend Grund genug, um sich (trotz der vielen anderen (Faschings)Veranstaltungen) auf den Weg nach Unterafferbach ins Haus Emmaus zu machen.
Die Freude am Feiern sei ihnen – so viele Besucherstimmen – aufgrund der Ereignisse in Hanau ohnedies vergangen.
Kurzzeitig wurde überlegt, die Veranstaltung deswegen abzusagen. Die Thematik des Abends „Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ bestärkte die Veranstalter jedoch in dem Entschluss, jetzt erst recht zusammenzuhalten und Haltung gegen Rechts zu zeigen.
Dass diese Gemeinschaft groß ist, zeigten auch die 20 Grünen Neumitglieder, die an diesem Abend vom KV und Katha Schulze begrüßt wurden.
Nach einer Schweigeminute für die Opfer in Hanau moderierten Barbara Hofmann und Marie Hagel souverän neben der Grünen Couch, auf der Katha Schulze und Frank Meidhof Platz genommen hatten. Im Laufe des Abends bezogen sie auch Stefan Wagener (Oberbürgermeisterkandidat AB), Öczan Pancarci (Landratskandidat) und Niklas Wagener mit in die Diskussion ein.
Immer wieder waren die Beiträge – auch die Begrüßung durch Volker Goll und Karina Tippe – emotional gefärbt durch die aktuellen Ereignisse in Hanau mit dem Appell der klaren Abgrenzung durch Worte und Taten gegen Rechtsradikalismus, Faschismus, Gewalt und mittlerweile gesellschaftsfähige Rechtspopulisten.
Öczan Pancarci bezeichnete den gesellschaftlichen Zusammenhalt als Lebenselixier und zeigte sich erfreut über die vielen Menschen, die sich in der Kommunalpolitik einsetzen und im Dialog miteinander stehen. Auch er betonte die Wichtigkeit der Diversität. Er sei stolz, als Politiker mit Migrationshintergrund auf der Landratsliste zu stehen
Stefan Wagener benannte die Kommunalpolitik als Königsdisziplin. In Aschaffenburg gebe es 154 verschiedene Nationen, deren soziales Miteinander in vielen Fragen und Lösungen ein parteiübergreifendes Vorgehen notwendig machen. Der Schulterschluss der Demokraten bei sozialen Problemen würde – auch wenn andere Themen den Diskurs fordern – in der Stadt gut funktionieren.
Frank Meidhof berichtete zu den einzelnen Punkten vom gesellschaftlichen Zusammenhang in seiner Gemeinde Goldbach. Durch die gute Infrastruktur, die Anbindung an Frankfurt durch die Autobahn, das lebendige Vereinsleben, vielfältige Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten und die ländliche Färbung sehe er den Zusammenhalt gelungen. Auch die Aufnahme und Integration von 200 Flüchtlingen habe der Ort problemlos gemeistert. Für die ältere Generation – besonders in den abgelegenen Ortsteilen – wünsche er sich mehr Möglichkeiten zur Teilnahme am Gemeindeleben und einen Seniorenbeirat. Die Kommunalwahl zeige ihm, dass viele GoldbacherInnen bereit sind, sich in den Dienst der Gemeinde zu stellen. Auch für Jugendliche solle es neben den bereits bestehenden Jugendsitzungen zukünftig ein Jugendparlament wie in Aschaffenburg geben. Dieses soll – anders als Aschaffenburg, wo sich die Jugendlichen noch nicht ernst genommen fühlen und für vieles lange kämpfen müssen (so Niklas Wagener)– eine echte Partizipation am politischen Diskurs ermöglichen.
Katha Schulze betonte in ihren leidenschaftlich vorgetragenen Antworten und Vorschlägen zu einer Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts immer wieder, dass Angst machen keine Lösung sei. So wie auch im Titel ihres erschienenen Buches „Mut geben statt Angst machen“ sei Mut machen die bessere Richtung. Außerdem glaube sie, dass Vielfalt statt Ausgrenzung, Begegnungs/Wohlfühlorte schaffen (Vorurteile abbauen), zusammen Zukunft gestalten (Machen statt Meckern) und Händereichen über verschiedene Gruppierungen (Expertenaustausch, Interessenaustausch) das Gemeinschaftsgefühl stärken können. Daneben sieht sie es als wichtige politische Aufgabe, die Demokratie zu verteidigen, die Partizipation zu ermöglichen (Forderung eines Transparenzgesetzes), aber auch Rahmenbedingungen für Mobilität zu schaffen (Möglichkeiten aufzeigen jenseits des Autos, Mobilitätsgarantie schaffen.)
Am Ende der Grünen Couch – Runde wurden Fragen von Zuschauern beantwortet.
Nach zwei Stunden intensiven Austauschs über wichtige Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens war es dann Zeit, sich über das reichhaltige Buffet herzumachen und den Abend bei netten Gesprächen ausklingen zu lassen.