„Grüne Couch“ – Leben im Alter

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Am 15.11.2019 besuchten die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina und unser Bürgermeisterkandidat Frank Meidhof unsere Senioreneinrichtungen in Goldbach und Hösbach.

Die erste Station war die privat geführte Tagespflege-einrichtung Heeg-Levis in Goldbach. Nach der Begrüßung durch die beiden Geschäftsführer Frau Maria Heeg-Levis und Herrn Markus Levis, stellte Hr. Levis das bewusst familiär geprägte Konzept der Einrichtung vor. Er betonte dabei immer wieder die Intension, dass sich die Senioren*innen in der Einrichtung wie zuhause bei ihren Familien fühlen sollen. So erinnern z.B. die Einrichtungsgegenstände an das eigene Wohnzimmer zuhause. Auch bei der täglichen Zubereitung des Mittagessens wird nicht nur auf die Frische der Lebensmittel geachtet, sondern Frau Levis selbst bereitet die Speisen nach Rezepten traditioneller Hausmannskost zu. Auf dem Speiseplan finden sich Gerichte wie Schweinebraten mit Klößen und Rotkraut, aber auch verschiedene Mehlspeisen, wie man sie aus Omas Zeiten her kennt. Frau Celina und Herr Meidhof waren sehr beeindruckt davon, wie persönlich und mit wie viel Liebe und Herzblut diese Einrichtung geführt wird.

Danach ging es zur Caritas Sozialstation St. Stephanus in Hösbach. Hier begrüßte das Leitungsteam um Frau Brönner und Herrn Grünewald die beiden politischen Gäste. Frau Brönner stellte zunächst die Caritaseinrichtung vor. Meidhof interessierte sich besonders dafür, wie die, für einen ländlichen Raum wie Glattbach, noch eher neue Wohnform der Seniorenwohngemeinschaft von älteren Menschen angenommen und genutzt würde. Frau Brönner berichtete, dass es bisher nicht ganz leicht sei, interessierte Personen zu finden, die das Angebot nutzen wollen, ist jedoch für die Zukunft der Einrichtung zuversichtlich. Derzeit wäre noch Platz für drei Bewohner*innen. Bei Interesse könne man sich bei der Caritas Sozialstation in Hösbach melden. Das Modell „Wohngemeinschaft“ als echte Alternative bräuchte also von Seiten der Interessierten noch etwas Mut, so das Resümee Meidhofs.

Neben der zukünftigen Herausforderung, etwa der Schaffung fehlender Tagespflegeplätze in Goldbach, gab Herr Grünewald den beiden Besuchern darüber hinaus noch zu bedenken, dass es in der mobilen Pflege viele Verbesserungsanlässe gäbe, wie z.B. die Berücksichtigung etwaiger Mehraufwendungen in der Leistungserstattung und die Stärkung der Zusammenarbeit der Kassen und Pflegeeinrichtungen bei der Erstellung von Verordnungen. Dies zeigt Meidhof, dass in der ambulanten Pflege in Goldbach noch einiges getan werden kann.

Auf die Frage Meidhofs, ob eine Tagespflegeeinrichtung zwingend zentral im Ortskern angesiedelt sein sollte, erwiderte Brönner, dass dies nicht unbedingt nötig wäre. Eine gute Erreichbarkeit der Einrichtung für die Angehörigen und ein ansprechendes Aussengelände seien fast wichtiger, da die Menschen, welche eine solche Einrichtung besuchten, in der Regel nicht mehr in der Lage seien, selbständig die Tagespflege zu erreichen.

Frau Brönner sprach sich als Ergänzung der bereits bestehenden Pflegelandschaft in Goldbach für die Gründung einer Sozialgenossenschaft analog des „Kronacher Modells“ aus. Hier bringen rüstige Rentner oder auch z.B. deren Enkel freiwillige Leistungen in Form von Arbeitsstunden ein, die auf einem Zeitbank-Konto gutgeschrieben werden. Sind sie dann später selbst auf Hilfe angewiesen, können sie ihre eigens geleisteten Stunden abrufen und selbst Hilfe in Anspruch nehmen.

Angekommen auf der Grünen Couch Meidhofs im BRK Seniorenheim, trafen er und Celina nun auf den Heimleiter Tobias Dedio. Nach einer Vielzahl interessanter, aber auch zum Nachdenken anregender Tageseindrücke der Goldbacher Pflegeeinrichtungen, stand nun noch die Lage unserer lokalen stationären Pflege auf dem Programm. Vor allem aber sollte die Grüne Couch auch ein Gesprächsraum für Visionen und Verbesserungsansätze der Pflege für die Zukunft eröffnen.

Meidhof bedankte sich zunächst bei der Heimleitung und bei Kerstin Celina für ihre Bereitschaft zur Diskussion im Rahmen der Gespräche auf der Grünen Couch. Zum Thema Senioren*innen wies Meidhof auf die große Aufgabe der Kommune hin, die in den nächsten Jahren auf sie zukommen würde. Momentan seien ca. ein Viertel der Bürger in Goldbach zwischen 50 und 65 Jahre alt und weitere 21% seien älter. Die Prognosen zeigen, dass bereits im Jahr 2037 rund ein Drittel der Menschen in Goldbach älter als 65 Jahre sein werden. Dazu würde die Lebenserwartung zusätzlich steigen. Meidhof begann zunächst durch Fragen wie „Was bedeutet der Demografische Wandel für eine Marktgemeinde wie Goldbach? Was wünschen sich ältere Menschen und welche Angebote, Lebensformen und Möglichkeiten können noch geschaffen werden“? das gemeinsame Gespräch einzuleiten. Celina gab zunächst die Fragen an die anwesenden Bewohner*innen und Gäste weiter und hörte gespannt zu. An der Vielzahl der Wortmeldungen war zu erkennen, dass die Fragen das Interesse der Anwesenden geweckt hatten. Viele der Bewohner*innen berichteten von ihren vielfältigen Erfahrungen mit häuslicher Krankenpflege, Betreuung durch Familienangehörige oder durch ausländische Ganztagspflegerinnen zu berichten. Aus den Redebeiträgen war zu hören, dass sich alle einen sicheren Platz zum Leben und Wohnen wünschen, an dem sie nicht alleine sein müssen und Gelegenheit zum Austausch mit Gleichgesinnten haben. Im gemeinsamen Gespräch wurden auch konkrete Wünsche geäußert wie z.B. der Wunsch nach mehr Mobilität durch eine nahegelegene Bushaltestelle, mehr Teilnahme am Gemeindeleben, einem Besuchercafe und einer Begegnungsstätte zu schaffen.

Das Resümee der Tour:

Ein lebenswertes Goldbach für unsere Senioren!

Was ich mir als Ihr Bürgermeisterkandidat zum Thema „Leben im Alter“ für unser Goldbach wünschen würde:

 „Lebenswertes Wohnen“ in unserer Gemeinde:

  • Ältere Menschen die möglichst lange ein gesundes, eigenständiges und zufriedenes Leben führen können.
  • Generationendurchmischte Wohngebiete – Vermeidung von Ghettoisierung

Zum Thema Mobilität:

  • Kurze Wege zu Haltestellen und Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs
  • Einsatz von Niederflurbussen und Bushaltestellen mit einem Kasseler Sonderbord die ein unkompliziertes Einsteigen ermöglichen
  • Shuttle-Kleinbusse an den Wochentagen zu den wichtigen Ärzten, Apotheken sowie an die Friedhöfe, Grünflächen und Waldgebiete
  • Einsatz bedarfsorientierter Hol- und Bring-Taxis
  • Absenkungen von Gehwegen auf Level 0/ Einbau von Orientierungshilfen
  • Bevorzugung sog. glatter Gehwegoberflächen
  • Mehr Sitzgelegenheiten und Ruhebänke in unserem Ortskern, an Grünflächen und an Wanderwegen

Zum Thema Versorgung:

  • Eine gute und nahe ärztliche Versorgung die unseren Bürgern eine maximale Gesundheit ermöglicht  
  • Anreize, um eine Nahversorgung im Ortskern wie Bäcker, Metzger, Friseure, Drogeriebedarf, Apotheken usw. attraktiv zu halten
  • Installation von Einkaufsservices
  • Gasthaus mit einem leistbaren Mittagsmenü
  • Investitionen in Soziale-Dienste z. B. Beratung und Hilfestellung im Bereich häuslicher Pflegesituationen
  • Förderung von Kombinationen aus Wohnen und Betreuung/ Pflege
  • Intensive Zusammenarbeit und Unterstützung des örtlichen BRK-Seniorenheims

Zum Thema Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

  • Einrichtung eines Seniorenbeirat zur Beratung des Gemeinderates in Seniorenfragen
  • Einbezug von Senioren in die Planung von Veranstaltungen
  • Durchführung von Seniorenbefragungen
  • Die Errichtung einer Tafel bei niedrigerer Grundsicherung und von Armut betroffen Senioren
  • Mittagstisch im Seniorenheim für Goldbacher Senioren
  • Ausbau der vorhandenen Seniorensport-Gruppen
  • Unterstützung von gemeinsamen Angeboten zu wichtigen Feiertagen wie Heilig Abend, Silvester, Ostern usw.

Zum Thema Gründung und Unterstützung lokaler Vereinigungen

  • Errichtung einer sog. „Zeitbank“, die neue Form der Nachbarschaftshilfe, beispielsweise ähnlich des „Kronacher Modells“. Hier können sich Freiwillige ein Zeitkonto errichten, über welches sie ehrenamtliche Hilfs- und Sozialdienste bereitstellen. Wenn sie einmal später selbst hilfsbedürftig werden, können sie die gutgeschriebenen Stunden einlösen. Beispiele sind etwa Einkaufsdienste, Hausmeistertätigkeiten, Reparaturdienste uvm. Gängige Organisationsformen sind hier Sozialgenossenschaften, wobei diese i.d.R. nicht wörtlich verstanden in der Rechtsform einer Genossenschaft, sondern häufiger als eingetragene Vereine tätig sind. Die Beschlussfassung der Einrichtung einer Sozialgenossenschaft in Goldbach erfolgte bereits 2013.
  • Die Vermittlung der Leistungen könnte über eine eigens eingerichtete Servicestelle im Bürgerbüro erfolgen oder lokal im Goldbacher Mehrgenerationen-Haus angesiedelt sein

Fazit:

Die Bedürfnisse von Senioren erfordern in naher Zukunft ein Umdenken in unserer Goldbacher Gemeindeplanung. Unsere Bürger wollen so lange wie möglich mobil bleiben, ihre sozialen Kontakte pflegen und selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben. Dafür braucht es auch von Seiten unserer Kommune alltagstaugliche Unterstützung.

Fakten zum Demografischen Wandel:

  • Lt. Statistischem Bundesamt sind 17,7 Millionen Menschen der Gesamtbevölkerung in Deutschland 65 Jahre oder älter. Damit ist aktuell jeder fünfte im Seniorenalter. Dieser Anteil wird stark steigen: Prognosen zufolge ist 2030 schon jeder vierte über 65.
  • über 90 Prozent der Senioren wohnen in ihren eigenen Wohnungen. Sie altern, ohne dass das Umfeld davon etwas bemerkt.
  • In unserer Gemeinde sind aktuell 2.161 Menschen über 65 Jahre alt (bei rund 10.000 Einwohnern). Der Prognose des Bayerischen Landesamtes für Statistik zufolge, soll 2030 diese Zahl auf 2.700 Menschen anwachsen. Bis ins Jahr 2037 sogar auf 2.900 Menschen (vgl. Demographie Spiegel aus Juli 2019).